Das seit 1971 zur Stadt Singen gehörende Dorf Überlingen am Ried liegt zwischen einer durch Feuer, Wasser und Eis geformten Berglandschaft und dem durch gewaltige Erdverschiebungen sowie riesigen Gletschern entstandenen Bodensee. Diese Stellung zwischen zwei so unterschiedlichen Landschaften mit unterschiedlichen Entwicklungen hatte immer wieder einen starken Einfluss auf die Geschichte des Ortes.
Die „Rohform" unserer Landschaft entstand vor mehr als 60 Millionen Jahren. Im Verlauf weiterer zigtausend Jahre wurde langsam ein Erdprofil geschaffen, das wir heute HEGAU-BODENSEE nennen. Die Hegauberge entstanden schon vor 10 Millionen Jahren durch Vulkantätigkeiten, welche allerdings nur von kurzer Dauer waren. Das typische, man kann sagen, charakteristische Bild erhielt der Hegau in der Eiszeit und der auslaufenden Eiszeit; in der Bodenseegletscher die Bergspitzen abhobelten. So bekamen unsere Berge ihre eigenwilligen, abgerundeten Bergspitzen. Außerdem entstanden durch mitgebrachtes Gestein aus dem Alpenraum mächtige Moränen und Kiesablagerungen, welche in heutiger Zeit intensiv abgebaut werden. Mit Ende der Eiszeit, bzw. der ausgehenden Eiszeit stiegen die Temperaturen stetig an und das mächtige Eis mit seinen Gletscherströmen schmolz dahin. Zurück blieb nur eine eigenwillig geformte Tundrenlandschaft mit vielen Seen, von denen der Bodensee der mächtigste ist.
Heute versteht man unter Hegau das westliche Vorfeld des Bodensees zwischen Rhein und Donau. Es ist das Gebiet des karolingischen Hegaus und der im 12. / 13. Jahrhundert institutionell neu entstandenen Landgrafschaft Neuenburg. Diese in österreichischem Besitz befindliche Grafschaft übte bis zum Ende des alten Reiches die Landeshoheit über die Hegaugrafschaft aus. Die Grenze (festgelegt in Urkunde von 1465 und fast allen Karten des 16. bis 18. Jahrhunderts) beginnt in der Mitte der Konstanzer Rheinbrücke und folgt dem Rheinlauf bis Schaffhausen; von hier geht es über die Randenhöhe zum Wartenberg und entlang der Donau hinauf zum Witthoh, dann über Liptingen weiter nach Überlingen/See und über den See nach Horn bei Konstanz und zurück zur Rheinbrücke. Wurde das Bild des Hegaus in der Vergangenheit durch natürliche Änderungen gebildet, so erfährt es heute eine rasante Änderung durch Menschenhand. Straßen- und Autobahnbau, Versorgungs- und Entsorgungsanlagen, Industriegelände sowie wachsende Städte und Gemeinden sorgen für ein sich rasch wechselndes Landschaftsbild.
Bereits in der ausgehenden Eiszeit taucht der Mensch aus dem Dunkel seiner Entwicklungsgeschichte im Umkreis des Hegaus auf. Zu diesem Zeitpunkt formten und schliffen die nordwestlichen Ausläufer des Bodenseegletschers an den Vulkankegeln des Hegaus. Der Mensch lebte am Rand des Eises in Höhlen und Erdlöchern. Aus dieser Zeit, der Altsteinzeit (25.000 - 10.000 v. Chr.) stammen die ältesten Fundstücke z. B. vom Petersfelsen bei Engen. Hierbei handelt es sich um Beweisstücke, die zweifelsfrei belegen, dass hier die ältesten Hegaubewohner als Nomaden lebten, welche den Tierherden nachzogen, aber auch Beeren und Gräser der Tundra sammelten. Man könnte diese Menschen vergleichen mit den Eskimos der vergangenen Jahrzehnte. Diese späteiszeitlichen Jäger kannten schon spezielle Werkzeuge, Kleidung und künstlerische Darstellungen.
Nach dem Rückgang des Eises, das heißt Erwärmung des Klimas änderten sich Lebensbedingungen, Hüttenbau, Anpflanzungen, Wald‑ und Feldfrüchte, Kleintierjagd sowie Fischfang. Es ist die Zeit der mittleren Steinzeit (8000 bis 3 000 v. Chr.) in der der Mensch begann, sich langsam im engeren Hegau auszubreiten.
Im gesamten westlichen Bodenseeraum gibt es zahlreiche Stationen des nacheiszeitlichen Jägers und Sammlers. Trotzdem scheint es verständlich, dass die Kenntnis dieser bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. andauernden Lebensform, bzw. Lebenshaltung noch gering ist. In dieser Zeit hatte der Hegau schon eine gewisse geographische Bedeutung, da die große Ost-West-Verbindungsroute durch diese Landschaft führte, welche in der folgenden Epoche der jüngeren Steinzeit (2700 - 1800 v. Chr.) an Bedeutung zunahm, da der Handel von Waren und auch das Wandern der Menschen sich zunehmend verstärkte.
Diese Handelsroute verlor erst wieder ihre Bedeutung, als eine Fähre am Bodensee eingerichtet wurde, welche den Reiseweg deutlich verkürzte. Im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte konnte kein wesentlicher Fortschritt des Menschen und seiner Technik festgestellt werden. Dies änderte sich erst durch Dinge und Wissen, welche Menschen aus den östlichen Lebensräumen in unsere Heimat gebracht haben.
Die Bronzezeit (1600 - 1500 v. Chr.) brachte mit dem „neuen Material" erstmals deutliche Veränderungen. Aus dieser Zeit stammt das größte süddeutsche Gräberfeld (SINGEN-NORDSTADT), das uns außerordentliche Einblicke in das Leben der damaligen Menschen gewährt. Die Entwicklung erfolgte nun doch rascher, das heißt, einzelne Zeitepochen umfassen nun „nur" noch Jahrhunderte und keine Jahrtausende mehr! Zahlreiche Grabfunde im gesamten Bereich Heuau-Bodensee lassen ein klares Bild entstehen, wie die Menschen gelebt haben und welche besonderen Riten gepflegt wurden. Die Urnenfeldzeit (1300 bis 700 v. Chr.) hat ihren Namen durch den besonderen Bestattungsritus, bei dem den eingeäscherten eine Vielzahl von Gefäßen beigegeben wurden. Der Zeit der Feuerbestattung folgte wiederum eine „normale" Bestattung der Toten. Die älteste Eisenzeit (700‑500 v. Chr.), auch HALLSTATTZEIT genannt, brachte neue Waffen und Geräte aus Eisen, sowie eine Vielzahl von Keramiken. Typisch für die Bestattung waren Grabhügel, bzw. Grabfelder mit zahlreichen Waffenbeigaben. Alle Kenntnisse aus dieser Zeit lassen die Vermutung zu, dass die keltischen Eigenschaften, Riten, Gebräuche, also das Volkstum in unserem Raum voll entwickelt war. Es existierten verschiedene Adelsgeschlechter, welche schon ausgedehnte Macht ausüben konnten.
Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte änderten sich die Lebensverhältnisse grundlegend. Das Keltentum wurde von den Germanen und Römern zusehends zurückgedrängt und es entstand eine Zeit im Hegau mit nicht ganz geklärten Verhältnissen. Das in Besitz nehmen unseres Landes durch die Römer (50 v. Chr. bis 250 n. Chr.) hinterließ kaum Spuren. Für vermutete Stützpunkte oder Wachtposten auf den Hegaubergen fehlen die Beweise. Durch die massive Be- und Überbauung der Hegauberge in der Folgezeit sind mögliche Beweise verloren gegangen. Mit dem Eindringen der Alemannen (250 - 800 n. Chr.) begann eine Epoche, aus der viele Namen und bekannte Orte im Raum Singen und dem ganzen Hegau stammen.
Über die Gründung und Anfänge des Dorfes Überlingen am Ried gibt es nur wenig Berichte bzw. noch nicht ausreichend erfasste Daten aus Urkunden und Niederschriften, die in verschiedenen Archiven liegen. Trotzdem kann vieles aus der Geschichte unserer Nachbarn verwendet werden, um eine gute Rekonstruktion unserer Dorfentstehung zu bekommen.
Aber auch unser Dorf selbst gibt uns einige Hinweise auf seine frühgeschichtliche Besiedelung und Entstehung durch einige vorgeschichtliche Siedlungsreste. Im Nordosten des Dorfes, im Gewann Fließ fanden sich Hinweise auf die Latènezeit. Im Gewann Fallgatter wurden sogar merowingische Gräber angeschnitten.
Den vielleicht wichtigsten Hinweis auf die Dorfentstehung gibt uns die Endung "ingen" seines Namens. Es ist eine im ganzen alemannischen Bereich oft anzutreffende Namensendung von Gemeinden und Städten und gibt uns den Hinweis auf das 3. - 8. Jahrhundert, in dem die Alemannen sich im ganzen Hegau niederließen, bzw. ihn besetzten.
Überlegungen, der Gründer des Konstanzer Chorherrenstifts St. Johann, Magister Ulrich von Überlingen stamme aus dem Dorf Überlingen sind sehr gewagt und fraglich.
Die Gründer von Überlingen am Ried haben sicher zahlreiche Überlegungen angestellt, als sie sich für diesen Standort entschieden haben. Am Rande des Riedes, das sich bis zum Radolfzeller See erstreckt, unterhalb eines nach Westen ansteigenden Hanges, ist es von den Westwinden geschützt, ebenso vom See, der bei Hochwasser seine „Ufer" weit nach Westen ausstreckte, aber den Ort selbst nicht erreichte. Dass Überlingen auf purem Kies gebaut wurde, kann, muss aber nicht Absicht gewesen sein. Sicher bildete der Kiesuntergrund einen guten Schutz gegen Überschwemmungen. Möglicherweise hat aber auch das flache Umland zu dieser Entscheidung beigetragen.
Viele Orte wie Radolfzell, Bohlingen, Böhringen usw. entstanden im selben Zeitraum. Überlingen wurde von seinen Gründern so zentral in die Landschaft gelegt, dass große Flächen rings ums Dorf vorhanden waren, welche bewirtschaftet werden konnten. Noch heute zeigt die Gemarkungskarte, welch große Fläche die Gemarkung Überlingen einnahm; was mit Sicherheit dem günstigen Standort, den seine Gründer wählten, zu verdanken ist. Das Dorf dürfte aus dem Kelhof hervorgegangen sein, welcher sich im Bereich „östliche Brunnenstraße / Kirchplatz" befunden haben muss.
Das gesamte Gebiet um Überlingen gehörte in den Jahren der Gründung zum Kloster Reichenau, welches im Jahre 724 von Karl Martell, dem Hausmeier der Karolinger, mit dem gesamten Land im westlichen Untersee beschenkt wurde. Damit wurde Überlingen Reichenauisches Landgut. Diese Landschenkung wurde in späteren Jahren von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen bestätigt und erweitert. Die Besitzungen des Klosters Reichenau reichten somit von der Insel über den westlichen Untersee, weit in die Aachniederung, bis hin zu den Hegaubergen. Besonders unter Karl dem Großen erfuhr das Kloster Reichenau eine bedeutende Erweiterung seines Besitzes durch die Zuwendung von Radolfzell und seinem Umland, wozu auch Überlingen gehörte.
Geschichte und Entwicklung des Ortes wurde durch das Wachsen und Emporstreben der Nachbarorte nicht beeinflusst, das heißt, es gab weder positive, noch negative Impulse, welche das Leben in Überlingen anregten. Es lag abseits aller wichtigen Verkehrswege und Verbindungen, wodurch ein bescheidenes Dasein vorgegeben war, ausschließlich ausgerichtet auf Ackerbau, Viehwirtschaft, Forstwirtschaft und Weinbau. Trotzdem gewann der Ort und seine Bewohner große Achtung, da durch Fleiß und Mühe doch ein Wohlstand unter der Herrschaft Reichenaus möglich war. Es ist überliefert, dass bis ins 19. Jahrhundert eine Dreifelderwirtschaft, hauptsächlich mit Dinkel, Hafer und Gerste, betrieben wurde.
Im Verlauf der Jahre ergaben sich im politischen Bereich Änderungen, welche auch Überlingen am Ried betrafen. Da das Dorf zum Kloster Reichenau gehörte, war es auf Gedeih und Verderb auch mit dem Schicksal dieses Klosters verbunden, bzw. abhängig. Das Kloster erlebte eine bis in die heutige Zeit bekannte Blüte. Viele Äbte führten das Kloster mit viel Umsicht und Verstand zu seinem Höhepunkt, das heißt, einem geistig / kulturellen Zentrum mit starken Einflüssen auf Politik und Zeitgeschehen. Leider wurde durch Misswirtschaft und mangelndem Führungsvermögen mehrerer Äbte ein Abstieg eingeleitet, der zum Ruin des Klosters und damit auch zum Verlust seiner Bedeutung führte. Im Verlaufe dieses Niedergangs war das Kloster gezwungen, Besitztümer zu verkaufen. In den Jahren 1296 - 1306 hatte die Reichenau keinen Abt und stand unter der Pflegschaft des Bischofs von Konstanz, Heinrich des II., welcher aus verschiedenen Gründen dem Kloster nicht wohlgesonnen war. Unter seiner „Herrschaft" kam am 2. Juli 1298 ein Verkauf zustande, bei dem die Vogtei Radolfzell, Böhringen, Reute und Überlingen am Ried an die Habsburger abgegeben wurde. Gemeinsam bildeten sie nun das Habsburgerisch-Österreichische Amt. In einer Liste der Habsburger, in der sämtliche habsburgerische Besitzungen aufgeführt sind (dem Habsburger Urbar) fand Überlingen seine erste bekannte urkundliche Erwähnung. Für die folgenden Jahrhunderte waren nun die Besitzverhältnisse geregelt. Nachgewiesen werden kann auch ein Ortsgericht, das seit 1475 unter dem Vorsitz des Vogtes waltete. Seine Besetzung wurde aber erst im Jahre 1554 geregelt. Eine weitere urkundliche Erwähnung von Überlingen am Ried erfolgte 1481 anlässlich der Stiftung einer Kaplaneipfründe am Ort als „Scuetetus et tota communitas ville Überlingen".
Im Verlauf der weiteren geschichtlichen Entwicklungen im Hegau wurde auch Überlingen am Ried in den Strudel religiöser, politischer Umwälzungen hineingezogen. Mit der Reformationszeit wurden Ereignisse eingeleitet, welche bei den Überlingern schmerzliche Spuren hinterließen. Die vielen Jahre des friedlichen Arbeitens und Vermehrens von Hab und Gut führte dazu, dass viele Bewohner des Ortes ihren Wohlstand noch deutlicher steigern wollten, und zur Erreichung dieses Zieles auch nicht vor Gewalt zurückschreckten. Im Jahre 1525 beteiligten sich die Überlinger Bauern gemeinsam mit den Böhringern am BAUERNAUFSTAND, was aber für beide Dörfer schlimme Folgen haben sollte. Für den „Zug" gegen Radolfzell und seine Belagerung sowie zahlreicher Beschädigungen wurde den Überlingern nach dem Friedensschluss der „Schachwald" genommen und den Radolfzellern zugeschlagen.
Diese Geschehnisse waren aber noch leicht zu ertragen, gemessen an den im 30jährigen Krieg angerichteten und aufgetretenen Übeln. Eines dieser Übel war die im Mittelalter immer wieder auftretende Pest - die gefürchtetste Geißel der Menschheit - nahm sie doch ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht und Stand ihre Opfer in großer Zahl. Unsere Nachbarorte Bohlingen und Bankholzen wurden fast total entvölkert. Trotzdem wurden auch solche Plagen gemeistert, leider folgten ihnen aber andere, von Menschenhand gefertigte Übel.
Eines dieser Übel war die im Jahre 1632 völlige Zerstörung der Dörfer Böhringen und Überlingen durch die Hohentwieler, unter ihrem Kommandanten Konrad Widerhold, der die Festung Hohentwiel befehligte und sich zu einer Geißel im ganzen Umland entwickelte wegen seiner Plünderungen, Repressalien, sowie Zerstörung zahlreicher Hegauburgen und Schlösser. Der Schlag gegen Überlingen und Böhringen zielte eigentlich gegen Radolfzell, das den Sitz des Kantons Hegau-Bodensee der Reichsritterschaft inne hatte.
Nach all diesen Wirren übergab Abt Markus von der Reichenau 1538 beide Ortschaften der Stadt Radolfzell als ihr Eigentum wegen der tapferen Haltung der Stadtbewohner im Bauernkrieg. Damit war Radolfzell der Hauptgrundbesitzer zusammen mit dem Chorherrenstift, das den Kelhof als Lehen besaß.
Die weitere Geschichte des Dorfes Überlingen am Ried verlief ohne nennenswerte politische oder wirtschaftliche Höhepunkte. Es zeigte sich wieder, dass die geographische Lage der Gemeinde neben den im Hegau-Bodensee herrschenden „Knotenpunkten" lag.
Das religiöse Leben der Überlinger war von großer Kontinuität geprägt. In den wirren und aufreibenden Jahren des 30jährigen Krieges blieben sie ihrem Glauben treu, obwohl sie keine Pfarrei darstellten. In all diesen Jahren wurde die religiöse Gemeinde Überlingen gemeinsam mit Moos und Bankholzen von der Pfarrei Bohlingen mit einem Pfarrer und einem Vikar versorgt. Damit aber ein großer Wunsch erfüllt werden konnte - nämlich einen eigenen Pfarrer im Ort -, bemühten sich alle Bewohner, eine Pfarrpfründe zu errichten, die das Leben eines Geistlichen ausreichend absichern konnte, das heißt, seinen Unterhalt garantierte. Das gelang den Überlingern auch, so dass von 1481 - 1798, also über 3 Jahrhunderte ein eigener Pfarrer im Dorf war, aber die Bohlinger Pfarrei als vorgesetzte Dienststelle hatte. Erst im Jahre 1798 wurde Überlingen eine selbständige Pfarrei, obwohl schon 1862 die im neugotischen Stil flach gedeckte Saalkirche Hl. Kreuz Peter und Paul erbaut wurde. In der Apsis befindet sich ein Kreuz aus dem Jahre 1760. Durch verschiedene Renovierungssarbeiten wurde die Kirche in einem guten Zustand erhalten, und selbst heute noch bildet sie mit ihrem spitzen, in den Himmel ragenden Turm den Dorfmittelpunkt, gemeinsam mit dem Rathaus und der alten Schule, welche 1832 erbaut wurde. Der Bau eines Rathauses war notwendig geworden, da seit 1831 ein Bürgermeister mit zuletzt acht Gemeinderäten den Ort verwaltete. Der Ort mit seinen Bewohnern entwickelte sich nur langsam. Um 1800 wurden lediglich 180 Personen gezählt, welche in 18 Häusern lebten (erfasst 1807). Bis 1864 stieg die Bevölkerung auf 423 Personen in 72 Häusern. Neben Schule und Rathaus gibt es noch verschiedene Gebäude in Überlingen, welche für viele Geschlechter Heimat war; z. B. ist eine Mühle schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Sie gehörte zum Kelhof und ging 1433 in den Besitz des Chorherrenstiftes Radolfzell. Sie wurde zuletzt als Kundenmühle betrieben und 1976 stillgelegt. Heute ist ein Gasthaus untergebracht.
Mit der Landgrafschaft Nellenburg kam das Dorf 1805 an Württemberg und im Jahre 1810 zu Baden. Wie in den vielen Jahren vorher, so entwickelte sich Überlingen auch jetzt nur langsam. Bis 1910 wurden erst 92 Häuser errichtet. Trotzdem kann die Gemeinde als wohlhabend angesehen werden.
Betrachten wir Überlingen heute, so kann man feststellen, dass seit Kriegsende 1945 eine langsame aber stete Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen war. Waren es 1956 noch 611 gemeldete Personen, so sind es heute 1243 (Stand 1986), also fast doppelt so viele in nur 30 Jahren.
Wesentliche Änderungen waren der Bau einer Schule mit Turnhalle in den Jahren 1961 / 62, sowie die Erschließung bzw. Ausbau von Wohngebieten; 1971 erfolgte der Vollausbau der Säntisstraße und 1980 war Baubeginn im Türmle. Nicht vergessen werden darf der Kindergarten (Neubau 1970), sowie zahlreiche Straßenbaumaßnahmen, z. B. der Bau der K 101 (südliche Umgehungsstraße) in den Jahren 1969 - 1971.
Die für Überlingen einschneidenste Entscheidung / Änderung trat am 15. 12. 1970 ein. Die Gemeindeoberhäupter von Singen und Überlingen am Ried, Oberbürgermeister Möhrle und Bürgermeister Alfons Löhle unterzeichneten die Vereinbarung über die Eingliederung des Ortes und der Gemarkung Überlingen am Ried in die Stadt Singen. Mit diesem Vertrag wurde Überlingen ab 1. 1. 1971 Stadtteil von Singen, das heißt 945 Einwohner und eine Fläche von 878 ha, einem Haushaltsvolumen von 802000,-- DM ging an Singen. Die Selbständigkeit war beendet. Bis es soweit war, waren viele Sitzungen und Verhandlungen notwendig, ehe der Gemeinderat von Überlingen am 10. 12. 1970 mit sieben Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und einer Stimmenthaltung diesem Vertrag zustimmte.
Auf unserer Gemarkung wurden wichtige Einrichtungen gebaut, welche für den ganzen Kreis Konstanz von Bedeutung sind. Dies war zuerst die Kreismülldeponie in Rickelshausen, sowie das Müllkompostwerk im Haselmoos. Entscheidende Änderungen waren auch der Bau der Kreisstraße sowie die Verlängerung der Georg-Fischer-Straße. Dazu kam die Erweiterung des Singener Industriegebietes entlang der Bahnlinie als Grenze im Norden und der Georg-Fischer-Straße im Süden. Neben diesen, nicht unbedingt erfreulichen, dafür aber um so notwendigeren Maßnahmen wurden verschiedene Regenrückhaltebecken (Türmle, Haselmoos) erbaut, die viele Spaziergänger anlocken. Außerdem bieten sie im Winter die Möglichkeit des Schlittschuhlaufens und des Eishockeyspiels. Den Mitgliedern des Angelsportvereins dient das Haselmoos-Rückhaltebecken als brauchbares Gewässer für ihre Angler-Veranstaltungen. In Überlingen finden das Jahr über zahlreiche Veranstaltungen statt, welche von den am Ort ansässigen Vereinen organisiert und durchgeführt werden. Dem Besucher des Dorfes und seiner Veranstaltungen fällt auf, dass er gerne gesehen ist und mit großer Freundlichkeit behandelt wird.